Bundeswehr will in Dresdner Frauenkirche aufmarschieren. Friedensinitiativen protestieren.


Junge Welt, 24.04.2014, von Markus Bernhardt


Am 30. April soll es in der Dresdner Frauenkirche zu einem musikalischen Leckerbissen der besonderen Art kommen. Für diesen Tag laden das Landeskommando Sachsen, das Sächsische Ministerium des Innern und die Stiftung Frauenkirche Dresden zu einem musikalischen Gottesdienst mit dem Wehrbereichsmusikkorps III der Bundeswehr aus Erfurt ein. Gänzlich ungestört dürfte der Auftritt der deutschen Soldaten jedoch kaum vonstatten gehen. So rufen örtliche Kirchenmitglieder und die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) für kommenden Mittwoch zu antimilitaristischen Protesten vor der Frauenkirche auf. Unter dem Motto »Schwerter zu Pflugscharen - Keine werben für das Töten und Sterben!« haben sie ab 18 Uhr Proteste vor der Frauenkirche angemeldet.

Auch im Internet wird mittlerweile mit einem Protestschreiben gegen den Auftritt der Soldaten mobil gemacht. Die Unterzeichner erheben darin den Vorwurf, daß die Stiftung Frauenkirche und die Bundeswehr etwas würden, »das sich theologisch, kirchlich und politisch als bedenklich erweist«. »Die grundsätzliche Frage, ob in einer so symbolträchtigen Kirche wie der Frauenkirche die Bundeswehr, die an völkerrechtlich umstrittenen Militareinsatzen unter anderem auf dem Balkan und in Afghanistan beteiligt war und ist, ›mit Pauken und Trompeten‹ einziehen und als Veranstalter eines Gottesdienstes auftreten darf, beantworten wir mit einem klaren Nein«, heißt es in dem Aufruf, der den Titel »Einspruch – Für eine Frauenkirche ohne Militärmusik« trägt und von verschiedenen renommierten Christen und Pfarrern unterzeichnet wurde.

»Mit dem Konzert des Wehrbereichsmusikkorps in der Frauenkirche wird nicht nur die Tradition von Bundeswehrauftritten in Kirchen und mit Kirchenvertretern fortgesetzt, sondern erreicht die Militarisierung einen erneuten Höhepunkt«, kritisierte auch Monty Schädel, politischer Geschäftsführer der DFG-VK am Mittwoch im Gespräch mit junge Welt. Der Friedensaktivist verwies darauf, daß zu besagtem Gottesdienst nicht etwa die Kirche, sondern die Bundeswehr eingeladen habe, was für seine Begriffe »schon etwas merkwürdig« daherkomme. »Auch wenn die Bundeswehr und ihre Angehörigen meinen, daß sie Teil der Gesellschaft sind, so möchte ich doch deutlich widersprechen. Es ist nicht normal, Soldat zu sein und das Handwerkszeug zum Töten von Menschen und zur Zerstörung von gesellschaftlicher Infrastruktur zu erlernen und auszuüben«, kritisierte Schädel weiter.

Die DFG-VK verwies unterdessen auch auf den sogenannten »Ruf aus Dresden« vom 13. Februar 1990. Darin hieß es, daß man zu »einer weltweiten Aktion des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche zu einem christlichen Weltfriedenszentrum im neuen Europa« aufrufe. Und weiter: »In diesem Gotteshaus soll in Wort und Ton das Evangelium des Friedens verkündet, sollen Bilder des Friedens gezeigt, Friedensforschung und Friedenserziehung ermöglicht werden«.