Wie viel kostet die Militärmusik der Bundeswehr pro Jahr?


Unsere Kostenrechnung, begründete Näherungswerte:

Kosten pro Konzert: circa 38.000 Euro

In der Antwort auf eine „Kleine Anfrage“ beziffert die Bundesregierung [siehe Anmerkung untendie Sachkosten der Militärmusik im Jahr 2019 auf rund 11,2 Millionen Euro. Darin sind die Personalkosten nicht enthalten.

Schätzung der Personalkosten: Im Militärmusikdienst der Bundeswehr arbeiten 850 Soldat*innen und ungefähr 100 Zivilist*innen; das sind pro Musikkorps 2 Fahrer, 1 Sekretär*in. Außerdem nutzen jene Militärmusikkorps, die in einer Kaserne untergebracht sind, die dortige Infrastruktur: Kantine, Wachdienst, Sanitätsdienst, Militärseelsorge, Reinigungsdienst und so fort.

Im „Zentrum Militärmusik der Bundeswehr“ in Bonn arbeiten ungefähr 30 Soldat*innen und 15 Zivilist*innen.

Wenn ein Beamter oder Angestellter des Militärmusikdienstes den Steuerzahlenden im Durchschnitt 60.000 Euro/Jahr kostet, dann ergeben sich insgesamt – grob geschätzt – Personalkosten in Höhe von 57 Millionen Euro.

Auch jene Militärmusiker*innen, die sich im Ruhestand befinden, kosten. Soldaten sind in einem beamtenähnlichen Verhältnis; sie bezahlen nichts in die Rentenkasse. Schätzungsweise 100 Militärmusiker*innen sind im Ruhestand, einschließlich der hinterbliebener Angehöriger. Das Ruhegehalt beträgt durchschnittlich monatlich 3.000 Euro brutto. Ergebnis: Die Kosten für Militärmusiker*innen im Ruhestand betragen ungefähr 3,6 Millionen Euro im Jahr.

Alle Sach- und Personalkosten des Militärmusikdienstes addiert ergeben ungefähr 71,8 Millionen Euro im Jahr.  

Laut Bundeswehr-Website absolvieren die Militärmusikkorps rund 1.900 Einsätze im Jahr. Manche dieser Auftritte sind öffentlich, andere bundeswehrintern. Das heißt, ein Militärkonzert kostet im Durchschnitt 37.789 Euro pro Auftritt. Diese Kosten entstehen der Bundeswehr, belasten also den Etat des BMVg.

Hinzu kommen jene Kosten, die auf Seiten der Veranstalter (z.B. Kirchengemeinde, Stadtverwaltung, Verein)  entstehen: das Heizen des Raumes, die Reinigung des Raumes, die Beleuchtung, die Dekoration, die jährlichen Gebäude-Renovierungs- und Unterhaltungskosten, der Lohn des "Vertreters der einladenden Organisation und seines Helferteams". Diese Kosten summieren sich auf 750 Euro pro Konzert, je nach den Verhältnissen vor Ort.

 

Somit kostet ein Militärkonzert im Durchschnitt 38.539 Euro. Diese Schätzung darf gerne um 5.000 Euro plus oder minus von der Realität abweichen. Aber die Größenordnung stimmt jedenfalls.

 


Anmerkung: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Tobias Pflüger, Kathrin Vogler, Doris Achelwilm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 19/14590, vom 19.11.2019 – Kosten der Militärmusik der Bundeswehr.

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Das Antragsformular der Bundeswehr: Bitte um ein Militärkonzert in meiner Stadt!
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Aufschlussreich! Die Bedingungen, die vor Ort erfüllt sein müssen, damit die Militärmusiker auftreten.
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Leserbrief an die Badische Zeitung Lokal-Redaktion Breisach.

Aus unbekannten Gründen wurde dieser Leserbrief nicht abgedruckt.

Autor: Theodor Ziegler, 7 impasse du saule, F 68600 Algolsheim

Zum Artikel „Konzert der Heeresmusiker“ vom 10. Juni 2016

 

Musizierende Soldaten schießen nicht, könnte man meinen und mit Freuden zum Heeresmusikkonzert am 13. Juli zur Breisacher Festspielbühne gehen. Eine rechnerische Reflexion führt jedoch zu einem anderen Schluss: So ergeben 750 verkaufte Plätze maximal 10.000 Euro an Einnahmen für den veranstaltenden Volksbund Kriegsgräberfürsorge. Der 60-köpfige Profiklangkörper der Bundeswehr aus Ulm – es gibt noch 14 weitere - dürfte im Jahr gut 2,5 Mio. Euro kosten. Bei rund 50 Auftritten pro Jahr bedeutet dies allein für das Breisacher Konzert 50.000 Euro Kosten für den Steuerzahler. Wäre es nicht ehrlicher und ökonomisch sinnvoller, wenn der Bund dem Volksbund die erhofften Einnahmen direkt gäbe oder die Soldatengräber und deren Pflege als militärische Folgekosten komplett aus dem Verteidigungsetat finanzierte. Die Frage der Sinnhaftigkeit von Militärmusik beantwortet die Bundeswehr selbst auf ihrer Internetseite: „... im Auftrag des Bundesministers der Verteidigung nicht nur gute Laune zu verbreiten, sondern auch Werbung in eigener Sache zu machen und jungen Menschen den Arbeitgeber Bundeswehr auf eine ganz besondere Art näher zu bringen.“ War es so nicht zu allen Zeiten – Musik wird instrumentalisiert, um Menschen für das Militär zu rekrutieren bzw. um in der Bevölkerung Imagepflege für die militärische Sicherheitspolitik zu betreiben? Ein Besuch auf einem Soldatenfriedhof könnte etwas anderes lehren.