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Günther Trummer an Bischof Jochen Bohl
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Günther Trummer, Diplom-Agronom, Rollwitz

 

Herrn
Landesbischof J. Bohl

Bischofskanzlei

Geehrter Herr Landesbischof

Karfreitag, 18.04.2014

Ich bin im August 1930 in Dittersdorf bei Chemnitz geboren, etwa 60 km Luftlinie von Dresden entfernt. Ich habe das faschistische Deutschland von seinem Beginn bis zu seinem bitteren Ende erlebt, mit zunehmen den Alter zunehmend bewusster. An jenem legendären, für Dresden so verhängnisvollen 13. Februar 1945 stand ich während des Fliegeralarms wie üblich im Freien, um mir über die bestehende oder zu erwartende Situation Klarheit zu verschaffen, man hatte schon Erfahrung. Am Geräusch der Flugzeuge konnte man erkennen, ob es die Fernaufklärer oder schon die Bomberverbände waren, an den abgesetzten Magnesiumfackeln oder den sogenannten "Weihnachtsbäumen“ konnte man das zu bombardierende Terrain erkennen. Im Keller unseres kleinen Siedlungshauses saß meine
schwer herzkranke Mutter und eine aus Königsberg/Ostpreußen evakuierte junge Frau mit ihrer halbjährigen Tochter. Und dann sah ich, wie sich kurz nach 22 Uhr der Horizont nordöstlich von uns in ungekannter Breite rötete, das musste ein riesiger Brandherd sein, ich lief in den Keller und sagte zu meiner Mutter „Dresden brennt!" Am nächsten Morgen hörten wir die Bestätigung im Radio. Ich hatte Dresden zuletzt im Jahr 1943 gesehen, Onkel, Tante und Cousine meiner Mutter wohnten da. Sie hatten das Inferno überlebt. Inzwischen war am 5. März 1945 Chemnitz eingeäschert worden. Ich konnte mir jetzt selbst ein Bild von bombardierten Städten machen. Bei diesen Bornben angriff verlor auch meine Oma ihr Leben, die andere bei einem Bombenan griff auf Zeitz. Und trotzdem: Als ich im Spätsommer 1945 selbst Dresden sah, war ich fassungslos! So stand denn die Ruine der Frauenkirche als Mahnmal, als Metapher für den Satz: " Von deutschen Boden darf nie wieder Krieg ausgehen. Diesen Satz bekräftigten Honnecker und Kohl bei ihren Treffen im September 1987 in der BRD und Kohl noch einmal im September 1990 bei seinem Treffen in Achys/Nordkaukasus mit Gorbatschow. In dem dort abgeschlossenen „Vertrag über gute Nachbarschaft etc" wird im Art. 4 ausdrücklich „....ein stabiles Gleichgewicht auf niedrigem Niveau .... , das nur zur Verteidigung reicht …“ formuliert.

Als nach 1990 auf Initiative Ludwig Güttlers der Wiederaufbau der
Dresdener Frauenkirche begann, war ich mit Millionen anderen Menschen weltweit fasziniert. Selbst Coventry, der englische Pedant zu Dresden und das englische Königshaus beteiligten sich an den Spenden. Zu meinem 80. Geburtstag schenkten mir meine Kinder eine Reise nach Dresden zur Besichtigung mit Führung und Orgelgottesdienst in der Frauenkirche. Ein unvergeßliches Erlebnis! Ein wahrhaftiges Symbol des Friedens!

Nun erfahre ich vom Tschingterassa - Bum und Säbelrasseln in der Frauenkirche, soll "das Volk, der große Lümmel“ wieder eingelullt werden? Hängt das zusammen mit der Reise der Frau v.d.Leyen nach Senegal und Mali, ehemals Französisch-Westafrika oder zentralafrikanische Republik, ehemals Französisch-Äquatorialafrika, Bodenschätze Edelmetalle, Edelsteine, seltene Erden und Uran? Haben wir nicht schon wieder "gefallene“ Soldaten?

Ich kann mich noch an Koppelschlösser erinnern auf denen stand "Gott mit uns". Ein christliches Gebot sagt: "Du sollst nicht töten." Nehmen das auch die politischen Christen ernst, also z.B. Herr Bundespräsident, Herr Bundestagspräsident, Frau Bundeskanzlerin? In einer Demokratie vertreten sie doch den Willen des Volkes. Das Volk aber will keinen Krieg. Ausnahme macht da wohl nur die Rüstungsindustrie und ihre Aktionäre, da in einer Demokratie aber alle Macht vom Volk ausgeht, sollte das doch zu regeln sein, oder?

Herr Landesbischof, nützen Sie alle Möglichkeiten, auch den zivilen Ungehorsam, um zu verhindern, daß die Dresdener Frauenkirche ihre
Würde verliert.

Mit höflichem Gruß
Günther Trummer

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