Kein Militärkonzert in der Schule! Wir protestieren gegen das Bundeswehr-Konzert am 25.10.2017 im Cato Bontjes van Beek-Gymnasium in 28832 Achim

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Unsere Brief an den Schulleiter des Beek-Gymnasiums in 28832 Achim
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Absender: Deutsche Friedensgesellschaft- Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, (DFG-VK) Niedersachsen/Bremen, Villa Ichon Goetheplatz 4 28203 Bremen, Mail: nds-hb@dfg-vk.de

An die Schulleitung des Cato Bontjes van Beek-Gymansiums, Bergstr. 26, 28832 Achim

Hannover, den 25.09.2017

Betr.: Militärkonzert in der Schule am 25. 10. 2017

Sehr geehrter Herr Dr. Stefan Krolle! Sehr geehrter Herr Daniel Meyer! Am 25.10.2017, 19:30 Uhr soll in Ihrer Schule ein Militärkonzert stattfinden. Veranstaltet wird dieses Konzert von dem Traditionsverband der Steuben-Kaserne Achim e. V.
Ihre Schule trägt den Namen der Widerstandskämpferin, Cato Bontjes von Beek, die, 23jährig, in Berlin Plötzensee hingerichtet wurde. Sie selbst schreiben auf Ihrer Internetseite; „Mit Cato Bontjes van Beek als Namensgeberin sieht sich unsere Schule in der Tradition des demokratischen Widerstands gegen Tyrannei und Unmenschlichkeit. Unser Anliegen besteht deshalb darin, die Schülerinnen und Schüler zu freien und verantwortlichen Persönlichkeiten zu erziehen, in der Gewissheit, dass frei nur ist, wer seine Freiheit auch gebraucht.“ Diese Widmung finden wir gut – auch wenn wir gerne den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden ergänzt hätten. Über Cato und ihre Schwester Mietje heißt es bei Wikipedia (Eintrag v. Sept. 2017): Im Haus des Vaters in Berlin „trafen sie Freunde, die Gegner des Naziregimes waren. Dadurch beeinflusst, entwickelten sie früh ein Bewusstsein für das von den Nazis verursachte Leid und Unrecht. Ihr Bruder Tim, der eng mit dem Vegesacker Flaksoldaten und späteren Bundeskanzler Helmut Schmidt befreundet war, blieb zunächst in Fischerhude. Als Schmidt dann in Berlin eine Offiziersschule besuchte, brach er seine Freundschaft zur Familie Bontjes van Beek ab.“ Deutet das darauf hin, dass der zukünftige Offizier und spätere Bundeskanzler in der Beziehung zu der Familie, die sich aktiv gegen die Nazis einsetzte, ein Problem sah?
Wir finden es jedenfalls sehr verwunderlich, dass eine Schule, die voller Stolz den Namen ‚Cato Bontjes van Beek‘ trägt – was auch wir sehr begrüßen – ihre Räume für ein Bundeswehrkonzert zur Verfügung stellt.
Auch wenn es den militärischen Widerstand in der Nazizeit gab (allerdings sehr spät), war die Armee als solche Trägerin des Weltherrschaftsgedankens und bekämpfte im Namen des damaligen Reichs erbarmungslos alle ‚Feinde‘ dieses Reiches im Innern und nach Außen und überzog Europa mit Krieg. Deshalb hieß es nach 1945: ‚Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.‘ In den 50er Jahren wurde dennoch die Bundeswehr gegründet. Sie ist nicht der Wehrmacht in der Nazizeit gleichzusetzen, aber auch sie ist heute wieder aktiv in Kriegskonflikte verwickelt, bei denen von ‚Verteidigung‘ keine Rede sein kann.
Krieg ist und bleibt ein Verbrechen an der Menschheit. Er löst keine Probleme, er verschärft sie im Gegenteil.
Mit ihren Militärkonzerten trägt die Bundeswehr zur Werbung für militaristisches Gedankengut, für die Werbung fürs Militär und eine weltweite Politik des ‚Frieden schaffen mit Waffen‘ bei, was in sich ein Widerspruch ist. Nur eine gerechte Weltordnung ohne Krieg kann Frieden gewährleisten.
Deshalb lehnen wir als DFG-VK die Kriegseinsätze der Bundeswehr ab und verurteilen das ‚Werben fürs Sterben‘, das u. E. nicht zuletzt durch Militärkonzerte angestrebt wird. Die Bundeswehr gehört nicht in die Schule – nicht in den Unterricht und nicht mit Musikkonzerten am Abend. Dies gilt in unseren Augen verstärkt für eine Schule, die den Namen einer Widerstandskämpferin trägt
Wir bitten Sie deshalb inständig und herzlich, Abstand zu nehmen von dem Militärkonzert in Ihrer Schule und stattdessen mit den Schülerinnen und Schülern über den Zusammenhang von Frieden, Gerechtigkeit und Widerstand zu diskutieren.
Wir freuen uns über eine Antwort.
Mit friedlichen Grüßen
Brunhild Müller-Reiß im Namen des Landesverbandes Niedersachsen Bremen – Verabschiedet auf dem Landestreffen am 23. Sept. in Hannover Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen